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Sonntag, 3. Dezember 2017

Konzertbericht EUROPE + BLACK TAPE LION - 28.11.2017 München/Backstage (Werk)

EUROPE: Walk the Earth World Tour

Wir schreiben das Jahr 1986: Helmut Kohl ist Bundeskanzler, in Tschernobyl kommt es zum atomaren Supergau und auf Merritt Island wird für das Challenger Space Shuttle und dessen Besatzung der "Final Countdown" gezählt.
... und hätte in diesem Jahr nicht der ein oder andere musikalische Lichtblick für Aufmunterung gesorgt, 1986 wäre zweifelsohne als eines der deprimierendsten Nachkriegsjahre in die Annalen der Menschheit eingegangen.
Einer dieser Lichtblicke war mit Sicherheit das dritte Studioalbum von EUROPE, die mit diesem Album unsterblich wurden.
31 Jahre später ist die Erde immer noch kein Platz der Glückseeligkeit, aber EUROPE gibt es zumindest noch, die mit "Walk the Earth" ihr mittlerweile elftes Studioalbum am Start haben und mit selbigen auf den Bühnen der Welt vorstellig werden.

Obwohl EUROPE auf der aktuellen Tour nur zwei Stopps auf deutschem Boden einlegen, ist der heutige Gig in München nicht gänzlich ausverkauft. Ob es an den happigen Ticketpreisen lag (um €45), oder daran, dass die Zielgruppe in die Jahre gekommen ist und an einem nass-kaltem Dienstagabend den Arsch von der heimischen Couch nicht mehr hochbekommt, mag ein jeder für sich entscheiden.
Fakt ist, als der Opening-Act BLACK TAPE LION um kurz nach 20 Uhr den Abend eröffnet, ist die Halle noch recht übersichtlich "gefüllt".
Nicht gerade die besten Bedingungen für eine Band, die heute Abend erst ihren vierten (!) Auftritt der noch jungen Karriere zu absolvieren hat.
BLACK TAPE LION (© by metal-is-forever-alive)
Trotz dieser suboptimalen Voraussetzungen, wirken die vier Regensburger zu keinem Zeitpunkt ihres knapp 40-minütigem Auftritts nervös. Hierfür: À la bonne heure!
Weniger respektabel ist allerdings das Liedgut, mit dem BLACK TAPE LION aufwarten. Obwohl sämtliche Songs technisch einwandfrei vorgetragen werden und BLACK TAPE LION auf gute Soundverhältnisse zurückgreifen können, mag der Funke nicht so richtig auf das Publikum überspringen.
Wer sich primär wegen EUROPE eine Konzertkarte zulegt, hat in der Regel nicht sonderlich viel mit modernem Alternative-Rock am Hut, zumal diesem auch noch der Hook abgängig ist.
Und so verpuffen neben einer TOM PETTY Hommage ("Free Fallin'") auch alle weiteren Songs der Regensburger heute Abend in der Belanglosigkeit.

Die folgende Umbaupause zieht sich dann etwas über das normal übliche (Zeit-)Maß. Woran es lag, war nicht auszumachen. Ein nicht funktionieren wollender Lockenstab kann jedenfalls nicht das Problem gewesen sein, sind EUROPE doch schon seit geraumer Zeit mit pflegeleichten Frisuren unterwegs.
                                                                                   
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Um 21.20 Uhr hat das Warten dann endlich ein Ende und die Schweden betreten, einer nach dem anderen, bestens gelaunt die Bühne. Ein kurzer Gruß - los geht's.
Mit "Walk the Earth" und "The Siege" präsentieren EUROPE zu Beginn zwei Songs vom neuen Album, die beide (obwohl das Album erst enige Tage auf dem Markt ist) für ordentlich Tumult in den ersten Reihen sorgen.
Wer meint, dass EUROPE eine jener Bands ist, die nur von ihrer glorreichen Vergangenheit lebt, irrt gewaltig. 
Die Schweden sind vielmehr eine der wenigen Hair-Metal Bands aus der Blütezeit (Ende 80er/Anfang 90er Jahre) dieses Genres, die es geschafft haben, bis in die Neuzeit hinein, gute Songs zuschreiben, ohne dabei ihre Vergangenheit zu verleugnen.
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Dass dem so ist, sieht man allein schon an der Tatsache, dass von den 19 Songs, die die Schweden heute Abend auf die Bühne bringen, 11 neueren Datums sind.
Ganz ohne die Klassiker geht es aber auch nicht, und so hauen Joey Tempest, John Norum & Co, zwischendurch immer mal wieder Relikte raus, welche seinerzeit auf MTV in Dauerrotation liefen: "Rock the Night", "Heart of Stone", "Girl from Lebanon", "Scream of Anger", "Superstitious" und "Cherokee".
Nur zu "Open Your Heart" und "Carrie" scheinen EUROPE inzwischen ein differenziertes Verhältnis aufgebaut zu haben, fehlen doch beide Schmachtfetzen auf der Setlist.
EUROPE (© by metal-is-forever-alive)
Ein Umstand, der für die meisten verschmerzbar ist, nur eine "Dame" (Münchens letzter Groupie?) moniert das Fehlen eben dieser Songs nach dem Konzert lautstark, während sie sich vor dem Backstagebereich aufreizend in Pose wirft und auf Einlass hofft.
Ob Joey ihr zu vorgerückter Stunde "Carrie" noch persönlich vorgeträllert hat, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Und so dürfte für sie, wie für alle anderen auch, der Abend nach "The Final Countdown" (einzige Zugabe) sein finales Ende gefunden haben. (JK)